Horst Krupps.

Diesen Freitag, den 7.10.2022, werde ich den Gig von Robert Carl Blank in der Komisse in Wolfenbüttel besuchen.

Obwohl Roberts Musik nicht unbedingt als traurig zu bezeichnen ist (er spielt eine Mischung aus Blues, Rock und Pop, die keinesfalls als düster bezeichnet werden kann), ist es ein trauriger Anlass, da es der erste Bluenote-Gig seit dem Tod meines guten Freundes Horst Krupps sein wird.

Horst war einer der Gründungsväter und Präsident des Musik- und Kulturfördervereins „Bluenote“ und seine Abwesenheit belastet uns alle schwer.

Mitte der 90er traf ich Horst zum ersten Mal im Kelly‘s, dem legendären Irish Pub in Wolfenbüttel.

Er half hinter der Bar aus; ich bin mir nicht sicher, ob er dort arbeitete oder nur aushalf (meine Erinnerung an diese Tage ist – gelinde gesagt – aus verschiedenen gebrauten und destillierten Gründen verschwommen).

Er war ein geselliger Typ, der handgemachte Music mochte und gern getrunken hat und somit war es selbstverständlich, dass wir gute Freunde wurden.

Ich muss sagen was mir an Horst am besten gefallen hat war, dass er Menschen nie aufgegeben hat.

Wenn er dich in sein Herz aufgenommen hat, war er immer auf deiner Seite.

Jede gute Tat, die man in der Vergangenheit für ihn getan hat, wurde von ihm nie vergessen und er zahlte es einem zehnfach zurück – egal wie groß oder klein diese Tat war.

Während meiner Zeit in der Blues-Band haben uns Horst und sein Bruder Norbert auf Trapp gehalten und wir haben etliche Gigs als Support-Band gespielt.

Nicht weil wir gut waren (ganz im Gegenteil: unsere Gitarristen waren sehr fähig …
der Schlagzeuger war leider eine Niete), sondern weil wir Freunde waren und sie uns auch finanziell etwas helfen wollten.

Das werde ich nie vergessen.

Einer der Jungs kam gut zurecht und war nicht auf Taschengeld angewiesen um durchzuhalten. Der Rest von uns freute sich über ein bisschen zusätzliches Geld (und nicht zu vergessen die Getränke und das Essen bei jedem Gig).

Zu dieser Zeit hatte ich wirklich mit Geld zu kämpfen, doch die Gigs halfen nicht nur, um meine Rechnungen zu bezahlen. Ich hatte gerade zwei schlecht bezahlte, arbeitsintensive Jobs für einen Fahrjob im Stahlwerk aufgegeben und mein Selbstvertrauen war auf einem historischen Tiefstand.

Diese Jobs mit niedrigem Lohn trotz hohem Arbeitspensum hatten mir unmissverständlich gezeigt, dass alles, was ich in der Armee gelernt habe, in der realen Welt nichts bedeutete.

Ja, ich habe zwar Arbeit als Zivilist mit der britischen Armee gefunden als bewaffneter Sicherheitsdienst in Hannover und Paderborn und in einer Werkstatt für Baumaschinen in der Lüneburger Heide, aber außerhalb dieser Organisationen war ich auf mich alleine gestellt.

Meine Fähigkeit englische Wartungshandbücher zu verstehen und mein Training im Umgang mit Schusswaffen bedeuteten absolut nichts.

Ich würde auf absehbare Zeit ein ungelernter Arbeiter sein. Diese Erkenntnis – die sich etwa im März/April 1999 während der Arbeit in einem Bauunternehmen gebildet hatte – verfestigte sich immer mehr.

Zwei Jahre später hatte ich immer noch nichts zu bieten, hatte keine Kontakte in der Region, in der ich lebte, und ehrlich gesagt fühlte ich mich ziemlich wertlos.

Von Typen, die ein Ohr für Musik hatten, ziemlich regelmäßig gebeten zu werden, mein Schlagzeug für ein zahlendes Publikum zu spielen … das war ein echter Schub für mein schwindendes Ego und bedeutete mir viel.

Ich habe nicht darüber gesprochen, ich meine, wer will sowas hören, oder? Aber jetzt, wo Horst weg ist, ist mir aufgefallen, dass ich ihm eigentlich nie gesagt hatte wie gut diese Zeiten für mich waren, wie viel ihre Unterstützung für den Cellar Blues Club damals in meinem Leben bedeutete.

Horst und Norbert hatten uns die Möglichkeit gegeben, ziemlich regelmäßig zu spielen, der Bluenote Club und ihre Freunde hatten sich wirklich für unsere Sache eingesetzt und ihr Lob für unsere Band war manchmal so schwärmerisch, dass ich mich fast wie ein Hochstapler fühlte … aber es war so schön, wenn einem applaudiert wurde. Schön und gut für mein seelisches Wohlbefinden.

Bei einem Gig – und ich glaube, es war das einzige Mal, dass wir Headliner waren – im alten Schloss in Wolfenbüttel, kam kaum jemand. Der harte Kern der Vereinsfans kam, aber niemand von außen. Wir waren alle ziemlich niedergeschlagen. Doch anstatt sich über die schlechte Beteiligung zu ärgern und lautstark zu äußern, nahm Horst die Schuld ganz allein auf sich.

Öffentlich erklärte er auf der Bühne, direkt vor dem Publikum und den anderen Bands, dass er unser Konzert wissentlich für einen schwierigen Abend gebucht hatte: drei andere Events fanden am gleichen Tag in der Region statt und so sei es offensichtlich gewesen, dass außer den Club-Stammgästen niemand kommen würde.

Das war, kurz gesagt, Horst.

Nachdenklich, beschützerisch gegenüber seinen Freunden und ehrenhaft. Wie viele andere Promoter hätten vor einer Menschenmenge gestanden und den Mangel an Besuchern auf seine eigenen Schultern genommen? Nicht viele. Deshalb wurde er so bewundert, war der Kitt, der den Club anfangs zusammenhielt, die Anziehungskraft, die Künstler aus aller Welt dazu brachte, für Bluenote zu spielen.

Der Club hat sich seitdem weiterentwickelt. Er ist jetzt wirklich eine gut geölte Maschine und ich staune immer wieder über die Professionalität und das Engagement, die Vorbereitung und Durchführung jedes Live-Erlebnisses.
Obwohl Bluenote in sicheren, kompetenten Händen bleibt, werden Horsts Einfluss und sein Name ewig weiterleben.

Bei mir sowieso.

RIP Horst.

Du fehlst uns allen, Alter.

Horst Krupps.

This Friday, October the 7th, I’ll be attending Robert Carl Blank’s gig in the Commissary in Wolfenbüttel. Though Robert’s music isn’t exactly what you’d call mournful, (he plays a mix of Blues, Rock, and Pop that can in no way be labelled sombre), it will be a sad occasion.

This is down to the fact it’ll be the first Bluenote gig since my good friend Horst Krupps passed away.

Horst was one of the founding fathers and the president of the music and culture promotions society, “Bluenote”, and his absence will weigh heavily on us all.

I first met Horst at Kelly’s, the legendary Irish pub in Wolfenbüttel, in the mid 90’s. He was helping out behind the bar, not sure if he worked there or just helped, (my memory from those days is hazy to say the least, for various brewed and distilled reasons), but he was a sociable bloke who liked handmade music and a bit of a drink, so obviously we became friends.

Anyway, the thing I liked most about Horst was he never gave up on people, if he welcomed you into his heart, you were locked in forever. Any good deed you may have performed for him in the past, he remembered, no matter how big or small that deed might have been, and it would be repaid tenfold because that was how he was. That said, woe betide the man or woman who pushed him too far, who mistook his good heart for weakness.

During my time in the Blues band Horst and his brother Norbert kept us on the books, and we played quite a few gigs as support band. Not because we were any good, (far from it, though our guitarists were pretty tasty. The drummer was sadly a deadbeat) but because we were friends and they wanted to help, give us a payday.

I’ve never forgotten that. 

One of the lads was doing alright for himself and didn’t rely on any pocket money to keep him going, but the rest of us were glad of a little extra cash, (and not to mention the free drinks and food that was always on offer)

To be truthful, at that time I was really struggling with money, but the reality is those gigs helped in more than just paying the bills. I had just left working two low paying, labour intensive jobs for a driving job in the steelworks, and my confidence was at an all time low. Those “low wage, high work-rate” jobs had shown me in no uncertain terms that everything I had learned in the army meant nothing in the real world.

Yes, I had managed to find work in the army system, as armed security in Hanover and Paderborn, and in a workshop servicing plant machinery in the Lüneberger heath, but outside of that organisation I was on my own. My ability to read English servicing manuals, my training with firearms, they meant absolutely nothing. To all intents and purposes, I would be an unskilled worker for the foreseeable future, and that realisation, (which had taken root around March/April 1999 while working in a building firm) had steadily grown.

Two years later and I still had nothing to offer, I had no contacts in the region I lived in, and to be honest I was feeling pretty worthless. So being asked to play my drums for a paying crowd, on a pretty regular basis by guys who had an ear for music, was a real boost to my flagging ego and meant a lot.

I haven’t spoken about this, I mean, who wants to hear it, right? But now Horst is gone, it struck me that I’d never actually told him how good those times were for me, how much their support for the Cellar Blues Club meant at that time in my life. Horst and Norbert had given us the chance to play pretty regularly, the Bluenote club and their friends had really championed our cause, and their praise of our band, of my playing, was so effusive sometimes that I almost felt an impostor… but it was so nice to be applauded. Nice and good for my mental well-being.

One gig, and I think it was the only time we headlined, was in the old castle in Wolfenbüttel and hardly anyone turned up. The hard core of the club’s supporters came, but nobody from outside, and we were all pretty down about it. However, instead of being vexed and vocal about the poor turnout, Horst took the blame on himself. Publicly, on the stage in front of the audience and bands, he explained he had booked us on the same night as three other events in the region, and so it should have been obvious nobody but the club regulars would have turned up.

That, in a nutshell, was Horst. Thoughtful, protective of his friends, and honourable. How many other promoters would have stood in front of a crowd and taken the lack of attendance on his own shoulders? Not many. This was why he was so admired, why he was the glue that held the club together in the beginning, the attraction that drew artists from all over the world to play for Bluenote.

The club has evolved since then, it really is a well-oiled machine now and I constantly marvel at their professionalism and dedication, their preparation and execution of every live experience.

However, make no mistake, although a large part of Bluenote may have departed for quieter fields, his shadow, his spirit, his influence and name will live on.

Well, he will with me anyway.

RIP Horst

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